Mit dem heutigen Black Friday starten viele Unternehmen ins Weihnachtsgeschäft und locken die Kunden mit teils großzügigen Rabatten. Doch je größer die Aktionen ausfallen, desto größer wird auch die Kritik an der Rabattschlacht.
von Ann-Brit Bakkenbüll und Anina Pommerenke
Bei Jan'N June werden fleißig kleine Reparatur-Kits gepackt: Dazu gehören eine professionelle Schere, ein kleines Nähset und ein Samtband. Reparieren statt neu kaufen, das ist in diesem Jahr das Motto bei dem Modelabel aus Hamburg. Zu jeder Bestellung bis Montag können Kunden das Kit kostenlos dazu bestellen. Denn das Unternehmen hat sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Und die geht mit der Preisschlacht am Black Friday nicht zusammen, findet Gründerin Juliana Holtzheimer.
Für sie spreche nichts dagegen, sich am Black Friday einen neuen Staubsauger zu kaufen, wenn man denn gerade einen brauche. Holtzheimer kritisiert allerdings den Konsum von Dingen, die nur gekauft werden, weil sie gerade extrem reduziert sind.
Was sie außerdem ärgert: Viele große Modemarken würden sich mittlerweile nachhaltig präsentieren und trotzdem den unnötigen Konsum durch große Rabatte ankurbeln. Für ihr Geschäft habe die insgesamt schlechte Wirtschaftslage spürbare Folgen.
"Man merkt sehr, dass gerade richtig darauf gewartet wird, dass Rabatte kommen. Der November ist einfach schlecht. Wenn man da keine Aktionen macht, dann passiert da einfach nicht viel", berichtet Holtzheimer.
Zwar kenne sie dieses Phänomen aus den vergangenen Jahren, aber in diesem Jahr sei es besonders extrem. Trotzdem hat sie Verständnis dafür, dass viele Menschen gerade jetzt - in Zeiten einer hohen Inflation und von hohen Energiepreisen - gezielt auf Schnäppchenjagd gehen wollen. In Europa und zu fairen Konditionen hergestellte Mode könne sich nun mal nicht jeder leisten, räumt sie ein.
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Laut einer Umfrage im Auftrag des Handelsverbands Deutschland ist der Aktionstag mittlerweile großflächig bekannt. 96 Prozent der befragten Erwachsenen gaben an, den Black Friday zu kennen. Den darauffolgenden Cyber Monday, der besonders von Online-Shops genutzt wird, kennen immerhin 82 Prozent.
Bundesweit rechnet der Verband mit einem Umsatz von 5,7 Milliarden Euro an beiden Tagen. Das wäre ein Plus von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr - trotz der allgemein schlechten Konsumstimmung.
Der Hamburger Modedesigner Bahd‘or will davon nicht profitieren. "Klar, man kann immer günstiger werden, aber das hat dann auch seinen Preis. Weil es dann aus meiner Sicht qualitativ minderwertig wird - und da machen wir einfach nicht mit", sagt er entschlossen.
Am Black Friday zahlt man bei Bahd’or deswegen extra drauf: 50 Prozent mehr als gewohnt. Einen möglichen Zusatzgewinn will er spenden. Dass aber wirklich jemand zu den erhöhten Preisen zuschlägt, glaubt der Modemacher nicht. Ihm geht es darum, die Menschen zum Nachdenken zu motivieren. Er findet es sinnvoller, lieber weniger und qualitativ besser zu kaufen, als in Fast Fashion zu investieren.
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